Elegie

Elegie
Klagelied; Gedichtform mit schwermütiger Stimmung

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Ele|gie 〈f. 19
1. 〈Antike〉 Gedicht in Distichen
2. 〈später〉 wehmutsvolles, klagendes Gedicht
[<grch. elegeia „lyrisch-episches, in Distichen verfasstes Gedicht“]

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Ele|gie, die; -, -n [lat. elegia < griech. elegei̓a, zu: élegos = Trauergesang mit Flötenbegleitung]:
1.
a) Gedicht im Ton wehmütiger Klage;
b) (in der Antike) Gedicht in Distichen.
2. (geh.) Wehmut, Schwermut, ↑ elegische (2) Stimmung.

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Elegie
 
[zu griechisch élegos »Trauergesang mit Aulosbegleitung«] die, -/...'gi |en, lyrische Gattung; nach der rein formalen Bestimmung ein Gedicht beliebigen Inhalts in Distichen, nach der inhaltlichen Bestimmung ein Gedicht im Tone verhaltener Klage und wehmütiger Resignation; beide Bedeutungen finden sich bereits in der antiken Poetik. Mit der Elegie verwandt und nicht immer von ihr zu trennen ist das Epigramm. - Die ältesten erhaltenen Elegien gehören zur griechischen Literatur (7. Jahrhundert v. Chr.: Kallinos von Ephesos, Archilochos, Mimneros von Kolophon). Im 6. Jahrhundert v. Chr. universelles Ausdrucksmittel, trat die Elegie in klassischer Zeit hinter die anderen lyrischen Gattungen zurück. Dominierende Inhalte der elegischen Distichen waren nun Klage und Trauer, damit erhielt die Gattung ihre engere Bedeutung. In hellenistischer Zeit hatte die Elegie meist gelehrt-höfischen Inhalt (Kallimachos), einen individuellen Ton zeigen die Liebeselegien des Philetas von Kos. Hauptvertreter der Elegien in der römischen Literatur waren Ovid (»Tristia«), Catull, Tibull und Properz. Sie knüpften an die hellenistische Tradition an, Höhepunkt ist die erotische Elegie Ovids. Die antike Form des elegischen Distichons blieb für die lateinische mittelalterliche und auch die humanistische Elegiedichtung verbindlich (K. Celtis, P. Lotichius Secundus, Johannes Secundus). Mit der Gelehrtendichtung des 16./17. Jahrhunderts wurde die Elegie auch in die volkssprachliche Literatur aufgenommen (in Frankreich von C. Marot und P. de Ronsard, in den Niederlanden von D. Heinsius, in Deutschland von M. Opitz). Gattungsmerkmal der deutschen Elegie ist im 17. Jahrhundert der »elegische Alexandriner«, die Thematik ist vielfältig (erotische, geistliche, threnetische, panegyrische Elegie). Im 18. Jahrhundert setzten J. C. Gottsched und die Anakreontiker im Wesentlichen die von Opitz begründete Tradition fort. Mit der Nachbildung des griechisch-lateinischen elegischen Distichons in deutscher Sprache bei F. G. Klopstock war die formale Voraussetzung für die klassische deutsche Elegie geschaffen. An ihrem Anfang stehen Goethes erotische »Römische Elegien« (1795). Die Elegie Schillers (u. a. »Das Ideal und das Leben«, »Der Spaziergang«) sind vom Bewusstsein der Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit geprägt, Goethes Spätwerk »Marienbader Elegie« von wehmütiger Erinnerung und Resignation. Die Elegie F. Hölderlins (u. a. »Griechenland«, »Brot und Wein«) bilden den Höhepunkt der klassischen deutschen Elegie. Im späteren 19. und im 20. Jahrhundert zeigt die Gattung im Wesentlichen epigonale Züge (E. Mörike, E. Geibel), bei A. von Platen dominiert akribisches Bemühen um die Form über den Inhalt. R. M. Rilke knüpfte mit seinen »Duineser Elegien« unmittelbar an Hölderlin an. Einen sehr persönlichen, oft epigrammatisch-pointierten Ton zeigen die »Buckower Elegien« von B. Brecht. - Als Titel von Gesangsstücken lyrisch-wehmütigen, sehnsüchtig-klagenden Charakters begegnet die Elegie seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (J. F. Reichardt, J. A. P. Schulz, F. Schubert, L. van Beethoven, J. Brahms). Im 19. und 20. Jahrhundert findet sich die Bezeichnung auch bei Instrumentalstücken verschiedener Besetzung (J. L. Dussek, F. Liszt, G. Fauré, B. Bartók, I. Strawinsky, W. Fortner).
 
 
F. Beissner: Gesch. der dt. E. (31965);
 K. Weissenberger: Formen der E. von Goethe bis Celan (Bern 1969).
 

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Ele|gie, die; -, -n [lat. elegia < griech. elegeía, zu: élegos = Trauergesang mit Flötenbegleitung]: 1. a) Gedicht im Ton wehmütiger Klage; b) (in der Antike) Gedicht in Distichen. 2. (geh.) Schwermut: die E. und Weite der russischen Ebene (Jacob, Kaffee 177).

Universal-Lexikon. 2012.

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